NJW, 17. Mai 2005, Ausgabe 20/2005


"PERSONALBERATUNG FÜR JURISTEN"

Anders als in Großbritannien gibt es hierzulande einen spezialisierten Markt für die Vermittlung juristischer und insbesondere anwaltlicher Seiteneinsteiger - obwohl stetig wachsend - immer nur noch als Nischenbereich mit wenigen spezialisierten Beratern, die idealerweise selbst auf eine juristische Ausbildung und Praxis verweisen können.

Selbst diese Nische hat sich erst in den letzten 10 Jahren entwickelt, da früher die klassische mittelständische deutsche Kanzlei in der Regel keine Quereinsteiger über Personalberater gesucht hat und nur einzelne Positionen in Rechtsabteilungen von größeren Unternehmen auf diese Art besetzt wurden.

Die rasante und einschneidende Veränderung der Kanzleistrukturen in Deutschland, insbesondere seit 1989 in Form von Konzentrationsprozessen, regional, überregional und international, sowie der nach wie vor anhaltende Markteintritt von UK- und vor allem US-Kanzleien haben geradezu eine anwaltliche Wechselmania ausgelöst. War diese anfänglich in den Zeiten eines stürmischen Wirtschaftswachstum von einem starken Expansionsgedanken getragen, so geht es derzeit bei der Gewinnung von hochkarätigeren Quereinsteigern wohl eher um die Umverteilung von Marktanteilen.

Trotzdem ist der deutsche Rechtsmarkt nach wie vor attraktiv, gilt er doch weltweit als der zweitgrößte nach den Vereinigten Staaten. Gefragt sind vor dem Hintergrund eines wachsenden Profitabilitätsdruckes allerdings mehr denn je so genannte "Rainmaker" oder "Heavyhitter", die - über ihre Reputation hinaus -, ein entsprechendes umfangreiches "book of business" mitbringen können. Ebenso gesucht sind nach wie vor Berufsanfänger (diese werden in der Regel nicht über Personalberatungen gesucht und bewerben sich am besten direkt) und Associates mit bis zu maximal 3 Jahren Berufserfahrung - allerdings nur bei absoluter Spitzenqualifikation.

Dagegen haben es renommierte Partner mit wenig oder ohne transportablem Geschäft sowie Senior Associates, die kurz vor der Partnerschaft stehen, im derzeitigen Markt eher schwer. Der Wechsel von großen, internationalen Kanzleien in mittelständische und neu gegründete kleinere Einheiten, die eine eher deutsch/mittelstandsorientierte Ausrichtung haben, nimmt in diesem Zusammenhang zu.

Darüber hinaus gelten die vom BDU aufgestellten allgemeinen Grundsätze der Personalberatung selbstverständlich auch für diese Nische.